Ein Muslim auf dem Jakobsweg – Pilgererfahrungen der anderen Art mit Prof. Dr. Mouhanad Khorchide

Pilgern ist im Islam eine Selbstverständlichkeit. Mindestens einmal im Leben sollte jeder Muslim die Kaaba in Mekka umrundet haben. Doch wie sieht es eigentlich im Christentum aus? Um das herauszufinden, wollte der Münsteraner Professor Mouhanad Khorchide den Geheimnissen des Jakobswegs auf die Spur kommen. Er kaufte sich ein Paar Wanderschuhe, setzte sich ins Flugzeug und machte erst einmal alles falsch. Denn das Pilgern nach Santiago de Compostela ist etwas ganz anderes als die Hadsch der Muslime. Khorchide flog zu Pfingsten 2023 „aus Neugierde“ und unvorbereitet nach Santiago. Sein Motiv: „Ich wollte nur wissen, was Christen so machen.“ Er habe Rituale um das Grab des Heiligen Jakobus erwartet, so wie man in Mekka siebenmal um die Kaaba gehe. „Erst in Santiago habe ich verstanden, dass das eigentliche Pilgern aus dem Pilgerweg besteht“, so der Islam-Theologe. „Man hat mir gesagt, man müsse mindestens 100 Kilometer zu Fuß gegangen sein, um als Pilger zu gelten.“ Daraufhin habe er beschlossen, den umgekehrten Weg für 100 Kilometer zu gehen.
Humorvoll erzählt Mouhanad Khorchide von seinen Wegen und Irrwegen auf dem Camino, von Begegnungen und Gesprächen und davon, wie das Wandern auf dem Jakobsweg eine Reise ins eigene Ich wurde, die ihn nicht nur das Christentum, sondern auch den Islam noch einmal neu erleben ließ.
Zum Referenten: Prof. Dr. Mouhanad Khorchide ist Professor für Islamische Religionspädagogik und geschäftsführender Direktor des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster. Er studierte und promovierte an der Universität Wien. Neben seinem 2024 erschienenen Buch „Ein Muslim auf dem Jakobsweg“ verfasste er gemeinsam mit Walter Homolka das Buch „Umdenken! Wie Islam und Judentum unsere Gesellschaft besser machen“ (Herder Verlag 2021) und jüngst „Ohne Judentum kein Islam“ (Herder Verlag 2025).